Der elfte September 2020: Heute auf den Tag sind es 19 Jahre nach den Terroranschlägen auf die Twin Towers in New York und anderen Zielen in den USA durch al Kaida. Bis auf einen sind alle unserer Autoren nach diesem Datum geboren. Sie sind Kinder des 9/11. Alle Kriege der vergangenen zwei Jahrzehnte wären so nicht geschehen ohne dieses Ereignis und diese jungen Menschen, die vor dem Krieg flohen und vertrieben wurden, wären nicht hier.
Für uns, das Poetry Project, ist es auch deshalb ein besonderer Tag, weil wir hier beim internationalen literaturfestival berlin genau vor fünf Jahren mit dieser Gruppe junger Autoren unseren ersten großen Auftritt hatten. Damals waren sie gerade übers Meer gekommen, von den Booten, aus Syrien, Afghanistan, Iran. Sie sprachen kein Wort Deutsch und landeten hier allein, als unbegleitete Jugendliche, 15, 14, manche 12 Jahre alt.
Heute sprechen sie alle gut Deutsch, die meisten haben ihren Weg gefunden, auch wenn sie innerlich noch kämpfen mit ihrer neuen Identität oder ganz praktisch um einen Schulabschluss oder Arbeitsplatz.
Damals ging es um Flucht, warum sie kamen, wie und wer sie schickte. Heute geht es um das Ankommen, um das Zusammenleben mit uns, den Deutschen, was aus ihnen geworden ist und wie das Leben weitergeht.
Susanne Koelbl, 09/11/2020