Seit 2021 findet in Berlin-Neukölln das Erzählfestival statt. In diesem Jahr wurden unter dem Motto „Alltags(T)räume“ in vielfältigen Veranstaltungsformaten Geschichten aus dem Berliner Lebensalltag ausgetauscht. Ziel war es, verschiedenen Lebensrealitäten eine Bühne zu geben und durch die Begegnungen, die daraus entstehen, Empathie für andere Perspektiven zu schaffen.
Auch wir waren mit dabei, mit gleich fünf unserer Poeten: Mariia Kaziun, Iryna Omelyanchuk, Robina Karimi, Rojin Namer und Ali Alzaeem! Durch die Beiträge von Iryna und Mariia wurden erstmals auch Texte aus unserem Ukrainisch-Workshop vorgetragen. In einem bewegenden Gedicht spricht Mariia über das Ankommen in Deutschland nach der Flucht aus Kiew: „Hier halte ich nicht die Hrywnja in den Händen, sondern den Euro. / Die Kastanien sind anders hier. / Die verzweifelte Liebe zur Heimat / ist so einfach, so schnell zu verstehen, / sobald man weggegangen ist.“ Zugleich schimmert durch die Verse Hoffnung hindurch, Hoffnung auf ein Ende des Kriegs, auf die Möglichkeit, in die Ukraine zurückzukehren, und Hoffnung auf ein neues, friedliches Leben, hier in Berlin: „Das Ende. DAS ENDE! Ist es das wirklich? / Kein Jobcenter mehr, keine dünnen Wände. / Eine kleine Wohnung, warm und gemütlich, / Ich kann wieder den blauen Himmel vom Fenster aus sehen.“
Entsprechend bewegt war das Publikum, indem sich vor allem viele junge Menschen und Familien aus der Nachbarschaft rund um den Herrfurthplatz befanden. Wir freuen uns sehr darüber, dass die Texte solchen Anklang gefunden haben, und möchten uns bei den Organisatoren von interkular für die Einladung zur Lesung ganz herzlich bedanken! Besonderer Dank geht auch an Mustafa Aliesa, der regelmäßig an unseren Arabisch-Schreibworkshops teilnimmt, und an diesem Tag für interkular hinter der Kamera stand.