Auf Einladung von Anne Fleig, Professorin für Deutsche Philologie, durften wir zum nunmehr dritten Mal eine Veranstaltung an der Freien Universität Berlin gestalten. Im Rahmen des Vertiefungsseminars Gegenwartslyrik füllten wir eine Seminarsitzung mit einer Einführung zum Projekthintergrund und den lyrischen Besonderheiten des Poetry Project, einer multilingualen Lesung und einem Gespräch zwischen Studierenden und Vortragenden. Projektleiterin Theresa Rüger führte durch die Veranstaltung; auf Persisch las Shahzamir Hataki, Anastasiia Dunaieva auf Ukrainisch, und auf Kurdisch lasen Leyla Akyildiz und Bahadȋn Akhan; die deutschen Übersetzungen wurden von Selin Dörtkardeş vorgetragen.

Während sich die Gespräche nach unseren Lesungen häufig um die Themen Flucht und Zusammenleben in Deutschland drehen, waren die Literaturstudierenden vor allem an lyrischen Feinheiten interessiert. Unter anderem wollten sie wissen, ob die Poet*innen bereits in ihrer Heimat Gedichte geschrieben haben, inwieweit sie die dortige Lyriktradition beeinflusst, wie viel Zeit sie ins Schreiben investieren und ob ihre Texte sich im Deutschen gut wiedergeben lassen.

Bahadȋn, von dem einige Texte bereits in seiner Heimat veröffentlicht und prämiert wurden, las ein neues Gedicht vor, das sich an seine ungeborene Tochter richtet: „Ich weiß nicht, warum ich aus dem wiederholten Traum gefallen bin und / gleichzeitig im Traum wiederholt falle. / Versteckte Angst. / Ich weiß nicht, wie viele Kleider ich gewechselt habe, um dein Vater zu werden? / Seit vielen Jahren bete ich für dich, jeden Tag.“ Der Klang des Originals, das zeigte sich einmal mehr an diesem bewegenden Text, lässt sich häufig nur ansatzweise ins Deutsche übertragen. Umso begeisterter war unser literarisch versiertes Publikum über das multilinguale Lesungsformat.

Wir danken Frau Fleig herzlich für ihre Bereitschaft, uns eine ganze Seminarsitzung zu widmen, und den Studierenden für ihre Aufmerksamkeit und die angeregten Gespräche im Anschluss an die Lesung.