Unsere letzte Lesung in diesem Jahr fand am 19.12. im Foyer des Georg-Herwegh-Gymnasiums statt, der Alma Mater unserer Praktikantin Elisabeth Renger, die diese Veranstaltung federführend organisiert hat. Die Texte und ihre Übersetzungen wurden diesmal von unseren Poet*innen in einem Tandem mit Schüler*innen der schulinternen Literatur-AG und den Leistungskursen Deutsch vorgetragen.
Mit dabei waren: Rahmetullah Berxwedan Andan, Nesîbe Gûneylî, Mykhailo Krasilnikov, Mariia Kaziun, Dmytro Krasilnikov, Tayebah Joya und Razia Karimi, die Texte auf Kurdisch, Ukrainisch und Persisch vorgetragen haben. Die jungen Schüler*innen lasen die deutschen Übersetzungen. Bereits vor der Lesung trafen Poet*innen und Schüler*innen aufeinander, stellten sich einander vor und trafen Absprachen bezüglich der Aussprache bestimmter Worte.
Dmytro las seinen Text „Wie gut es wäre“ vor, einen Appell an die Zuhörer*innen, nicht in Träumen und Vision zu schwelgen, sondern die Realität mit all ihren Schrecken und Schmerzen anzuerkennen: „wie gut es wäre, wenn das Leid verschwindet, / wie gut es wäre, ohne einen Krieg, / wie gut es wäre, wären Wünsche echt, / wie gut es wäre, aber wird es nicht.“ Nachdem Dmytro zu Ende gelesen hatte, herrschte ein kurzes Schweigen, bevor der Applaus begann. Gerade in diesem Schweigen zollte das Publikum dem Text die Anerkennung, die er einfordert – ein Moment des Trosts. Ein weiterer Lichtblick ergab sich mit Razias Text, der den Abschluss der Lesung bildete: „Die Ankunft von Schmetterlingen beobachte ich, deren Flügel sich noch entfalten müssen.“ Vor der Lesung fragte die Schülerin, die die deutsche Übertragung lesen sollte, nach einmal nach: „Der Text ist ja sehr düster, aber dieser Vers ist anders. Ist das die Hoffnung?“ Und Razia antwortete: „Ja, das ist die Hoffnung.“
Im Publikum befanden sich vor allem Schüler*innen des Gymnasiums, aber auch einige Lehrkräfte und Angestellte. Die normalerweise von lauten Gesprächen erfüllte Eingangshalle verstummte für die Zeit, die die Lesung andauerte. Alle lauschten bedächtig und schenkten den Lesenden ihre ganze Aufmerksamkeit – was insbesondere bei einem jugendlichen Publikum keine Selbstverständlichkeit darstellt. Wir freuen uns, dass den Texten unserer Poet*innen so viel Raum geschenkt wurde, bedanken uns ganz herzlich für die Einladung und das Engagement der Literatur-AG und der Leistungskurse Deutsch und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen!