Kürzlich hatten einige unserer Poet*innen erstmals die Gelegenheit, an einer englischsprachigen Veranstaltung teilzunehmen. Vor International Relations-Studierenden am Berliner Campus der Stanford University trugen Mykhailo und Dmytro Krasilnikov sowie Iryna Omelyanchuk Lyrik auf Ukrainisch vor, Rojin Namer las auf Deutsch, Tayebah Joya und Razia Karimi auf Persisch. Die englischen Übersetzungen wurden von einer Studierenden der Stanford University gelesen.


Rojin Namer wandte sich in ihren Texten gleich an beide einladenden Nationen: „Deutschland, du bist nicht das, was du zu sein vorgibst / Solange unser Freund und Helfer Hand in Hand mit denen geht, die unser Blut vergießen / Während in Hanau das Blut unserer Kinder ihren Eltern noch in der Nase liegt.“ Und an die USA appellierte sie in ihrer Poesie: „Du schuldest uns mehr / als leere Worte und gebrochene Versprechen. / Du schuldest uns mehr als die Tränen, / die in den kurdischen Gassen vergossen wurden. / Du schuldest uns mehr als die Hoffnung, / die du zertrampelt hast, während wir nach Freiheit riefen.“

An die bewegenden Vorträge schloss sich eine angeregte Frage- und Diskussionsrunde mit den Studierenden an, in der viel über den Schreibprozess und die Hürden der Lyrik-Übersetzung reflektiert wurde. „Im Arabischen gibt es hundert Worte für ein Gefühl, im Deutschen immer nur eins,” begründete Rojin dabei ihre Entscheidung, direkt auf Deutsch zu schreiben, weil dadurch weniger präsent sei, was im Übersetzungsprozess verloren ginge. „Sprache ist halb Kultur,” ergänzte Tayebah und machte damit deutlich, dass Übersetzung viel mehr als die Übertragung einzelner Worte beinhaltet. Im Anschluss setzten sich diese Gespräche noch lange bei Pizza und Getränken fort.


Ein besonderer Dank für die Einladung und Organisation geht an Stanford Berlins Direktorin Karen Rouff Kramer und Professor Ulrich Brückner.

Studierende der Stanford University lauschen dem Gedichtvortrag.
Studierende der Stanford University lauschen dem Gedichtvortrag.
Foto: © Piper Holland