Heißer Sommer. Mittag.
Die Bäume schwitzen,
als ein Freund mir erzählt,
dass er England verlassen will,
weil kein anderer Ort der Welt
„die Anderen” so verabscheut.

Oktober. Berlin.
Bin ich nicht auch „anders”?
Halb-deutsch,
genau wie er,
aber mit heller Haut. Blond.
Keiner schreit mich an von Straßenecken,
Hass gefiltert durch
Anspruchsdenken und Angst und Zigarettenrauch,
weil ich nicht bin wie sie.

Dezember. Alexanderplatz.
Deutschland ist nicht so, sagt er.

Weihnachtsabend. Am Küchentisch.
Der Vater einer Freundin fragt, ob ich ihm die Bratensoße reichen kann,
den Mund vollgestopft mit blutigem Tierfleisch,
er sagt:
Deutschland soll bleiben, wie es ist.
Keine Flüchtlinge mehr. Deutsche Leitkultur.
Sie haben nichts getan, um ihren Platz hier zu verdienen.
Mein Vater fragt, was er für seinen eigenen Platz getan hat:
Was wäre, wenn du in Syrien geboren wärst?
Seine Antwort:
Bin ich aber nicht.