Rund 68.000 unbegleitete minderjährige Geflüchtete gab es laut dem BumF (Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) Ende Januar 2016 in Deutschland, darunter etwas über 4000 allein in Berlin. Damals hatte sich gerade die allererste Poetry Project-Gruppe gegründet. Im Fokus: Jugendliche aus Afghanistan und Iran. Da gerade junge Männer allein auf den Weg nach Europa geschickt wurden, war auch die erste Gruppe zunächst rein männlich. Yasser Niksada, Mahdi Hashemi, Shahzamir Hataki, Ghani Ataei, Kahel Kaschmiri und Samiullah Rasouli waren von Anfang an mit dabei, zwischen 14 und 18 Jahre alt waren sie damals. Für ihre berührenden Texte erhielten sie 2018 den Else Lasker-Schüler-Lyrikpreis. „Eure Lyrik öffnet die Herzen der Menschen“, würdigte Festredner Günter Wallraff die Gedichte.

Und damit stand fest: Es wird weiter geschrieben. Rund 750 junge Geflüchtete, vornehmlich aus Afghanistan, Iran, Irak und Syrien, begegneten sich von 2017-2019 deutschlandweit im lyrischen Dialog mit hier aufgewachsenen Jugendlichen. Die Covid-Pandemie erschwerte zwischenzeitlich die regelmäßigen Schreibtreffen, doch seit Mai 2023 hat sich das Projekt noch einmal erweitert: Mittlerweile schreiben wir auf Arabisch, Kurdisch, Persisch und Ukrainisch.

Gerade die jungen Einwander*innen sind gekommen, um zu bleiben. Wie erleben sie diesen Einwanderungsprozess, die Schmerzen des Verlassens der Heimat, das Ankommen, Fremdsein? Wie finden sie neue Anker, wie erleben sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen alter und neuer Heimat? All das fangen sie eindrucksvoll in ihrer Lyrik ein.